Verteilung des sitzdruckes bei unterschiedlichen stuhltypen

Reijo Koskelo, PHD, Forscher, Kuopio University 2010, ZUSAMMENFASSUNG

Einführung 

Einer der Hauptgründe für Fehltage auf der Arbeit ist das Auftreten von Beschwerden in den unterstützenden und beweglichen Körperbereichen. Insbesondere Nacken- und Rückenschmerzen, die die Betroffenen von der Arbeit fernhalten, haben ein bemerkenswertes Niveau erreicht. In Zukunft sollte dem Einfluss von ergonomischem Sitzen auf den allgemeinen menschlichen Gesundheitszustand mehr Aufmerksamkeit zuteil werden. Konventionelle Sitzhaltung führt zu großflächigen Druckstellen an Oberschenkeln, Gesäß und Genitalien, was die Zirkulation in den Weichteilen und und den Beinen schwächt. Der Druck, der überwiegend den Genitalbereich betrifft, betrifft auch die Arteria Pudenda Interna, die für die Blutversorgung des Schwellkörpers zuständig ist, sowohl in Bezug auf den normalen Blutfluss als auch bezüglich der Erektion. Bei männlichen Radfahrern wird aufgrund des durch den Sattel verursachten Druckes die Blutzirkulation der Arteria Pudenda Interna geschwächt. Die Druckbelastung dieser Arterie über einen längeren Zeitraum führt zu einer Verdickung der Arterienwand und daraus resultierend zu Erektionsstörungen (Huang V., Munarriz R. & I. Goldstein, 2005). Ziel dieser Studie ist es, die unterschiedlichen Druckstufen von 8 verschiedenen Stühlen sowie die Verteilung dieses Druckes auf Oberschenkel, Gesäß und Genitalien zu untersuchen.

Methodik

An der Studie nahmen neun Probanden Teil (fünf Frauen und vier Männer). Die Teilnehmer lagen in einer Altersgruppe von 21-55 Jahren und das Durchschnittsalter betrug 32 Jahre. Vor der Druckmessung wurde für jede Testperson der Winkel in den Knie- und Hüftgelenken so fixiert, dass er bei jedem Sattelstuhl jeweils genau 135 Grad betrug. Studien haben gezeigt, dass ein Winkel von 135 Grad am besten geeignet ist, wenn es darum geht einen gesunden Rücken zu bewahren (W.Bashir, 2006). Auf dem traditionellen Bürostuhl wurde ein Winkel von 90 bzw. 110 Grad festgesetzt, sodass es den Probanden möglich war, mit den Füßen den Boden zu erreichen. Der gleiche Sitzwinkel wurde für alle Testpersonen über drei unterschiedliche Arten garantiert (siehe Bild).

Die Augen eines jeden Probanden wurden verbunden, sodass sie nicht dazu in der Lage waren, den jeweiligen Stuhl, auf dem sie in diesem Moment saßen, zu identifizieren. Desweiteren durften sie die verschiedenen Stühle, die in der Studie getestet wurden, nicht im Vorhinein sehen.

Die Stuhlmodelle, die in der Studie verwendet wurden, waren die Folgenden:
A) Triton Activ Bürostuhl mit Rückenlehne (Martela Oy, Finnland)
B) HÅG Capisco Sattelstuhl mit Rückenlehne (HÅG / RH / RBM Group, Norwegen)
C) Bambach Sattelsitz Sattelstuhl (Bambach Sattelsitz ™, Australien)
D) BackApp sattelartiger Stuhl (Back App Europe AB, Norwegen)
E) Salli Sattelstuhl-Klassiker (Easydoing Oy, Finnland)
F)  Ponychair® Sattelstuhl (MJ Paasikivi Oy, Finnland)
G) Salli Twin Sattelstuhl (Easydoing Oy, Finnland)
H) Perfect Sattel Sattelstuhl (Unterstützung Design AB, Schweden)

Die Sitzdruckwerte wurden über dieTekscan Druckmatte (Tekscan Advanced ClinSeat DB, v.5.64C, Tekscan Inc, Boston MA, USA) 20 Sekunden lang gemessen.

Ergebnisse

Bei der Untersuchung der Sitzdruckwerte wurde bei allen Testpersonen der geringste Druckbereich bei Stuhl G (Salli Twin) gemessen. Auf Stuhl A (Triton Activ) konnte an Gesäß und Oberschenkeln der größte Druckbereich festgestellt werden. Bei einem Vergleich der Druckbereiche fiel auf, dass sich der Druck bei den Stühlen E (Salli Classic) und G (Salli Twin) eindeutig und fast vollkommen auf den Bereich des Sitzbeins konzentrierte. Bei den anderen Stuhlmodellen, die in dieser Studie getestet wurden, war der Druck über einen größeren Teil der Sitzbereiche der Probanden sowie auf deren Oberschenkelmuskulatur verteilt. Der Sitzdruck war besonders bemerkenswert um den Genitalbereich, wobei Stuhl D (Back App) den höchsten Druckwert dort aufwies.

Bei allen Testpersonen wurden im Vergleich zu den anderen Stuhlmodellen die geringsten Druckwerte im Genitalbereich gemessen, wenn diese auf dem geteilten Sattelstuhl, dem Salli Twin, saßen.

Tabelle 1 zeigt die höchsten Druckbereiche der einzelnen Probanden auf jedem einzelnen Stuhl. Es wurden fünf unterschiedliche Druckbereiche unterteilt: Oberschenkelmuskulatur (R), Musculus Glutaeus (P), Sitzbein (I), Beckenboden (L) und Genitalbereich (G). Unter Berücksichtigung der Blutzirkulation, des Stoffwechsels und der Nervenenden ist der Druckbereich I als am vorteilhaftesten anzusehen.

Probanden Triton Active HÅG Capisco Bambach Saddle Seat BackApp Salli Classic Ponychair Salli Twin Perfect Saddle
1 R, P L G I
2 R, P G I L
3 R, P P L, G I
4 R, P G I L
5 R P G L I
6 R P G I L
7 R P G L I
8 R G L P I
9 R, P L, G I

Fazit

Der Sitzdruck, der von unterschiedlichen Stühlen ausgeht, sowie die Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit dieser Stühle sind Dinge, die bis heute noch recht wenig erforscht wurden. Angesichts der Fortschritte, die im Bereich Sitzergonomie und Sitzgesundheit bereits erzielt wurden, ist es von größter Bedeutung, die Auswirkungen von langfristigem Sitzen auf die meschliche Gesundheit weiter zu erforschen. Ebenso ist dabei deren Selbsteinschätzung, ob sie sich dazu in der Lage sehen zu arbeiten, zu berücksichtigen.

Von den Stühlen, die in der Studie getestet wurden, verursacht der Salli Twin, der über eine geteilte Sitzfläche sowie über die Möglichkeit zur individuellen Einstellung der Höhe und Sitzneigung verfügt, die geringsten Druckflächen am Körper. Der Druck ist nicht im Bereich der Linea Pectinea oder der Genitalien konzentriert, sodass die Blutzirkulation in den Gefäßen sowie der Stoffwechsel in den relevanten Bereichen aktiv bleibt. Die Sitzhaltung ist natürlich und aufrecht und die Beine der sitzenden Person werden selbst nach längerfristigem Sitzen nicht taub.